Die Corona-Pandemie hat Unternehmen aller Branchen und Größen getroffen. Auf dem Weg zurück in die gewerbliche Normalität erkennen neben Experten auch immer mehr Unternehmen, wie wichtig Flexibilität im Arbeitsalltag gerade in Krisenzeiten ist.
Nur durch die umfassende Verlegung des Geschäftsbetriebs ins Homeoffice konnten viele Unternehmen den grundlegenden Geschäftsbetrieb aufrechterhalten. Viele Unternehmen waren gezwungen, die erforderlichen Strukturen innerhalb kürzester Zeit zu schaffen. Arbeitgeber, die schon vor Corona mit der Nutzung alternativer Arbeitsmodelle auseinandergesetzt hatten, konnten davon erkennbar profitieren.
Diese Erfahrung wird die Zukunft der Arbeit auch nach Corona nachhaltig verändern. Die Vermutung liegt nahe, dass die insgesamt positiven Erfahrungen sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber dazu motivieren, den Betrieb dauerhaft ins Homeoffice zu verlagern. Vor dem Hintergrund einer Abwägung von Vor- und Nachteilen unterschiedlicher Arbeitsmodelle ziehen Experten ein etwas vorsichtigeres Fazit.
„Wer das vereinte Potenzial beider Arbeitsmodelle nutzen will, sollte bewusst ein neues Arbeitsmodell für diese neue Wirklichkeit, veränderte Bedürfnisse und neuentstandene Möglichkeiten entwickeln. Es sollten Anreize geschaffen werden, welche die Arbeitnehmenden motiviert, das Büro trotz der Möglichkeit des Homeoffice überhaupt noch zu nutzen. Als professionelle Arbeitsumgebung, die eine gewisse Distanz zum privaten Umfeld aufweist, sollte das Büro immer ein Ort bleiben, der die erfolgreiche Arbeit fördert, wofür es sich in Teilen verändern muss.“(1)
Das Büro ist tot, es lebe das Büro
Arbeitnehmer und Arbeitgeber haben das Homeoffice zu schätzen gelernt. Wer nicht bereits vor Corona seinen Mitarbeitern zumindest das gelegentliche Arbeiten von zu Hause ermöglicht hatte, wird es nun mit großer Wahrscheinlichkeit in Zukunft tun. Denn Arbeitnehmer sind im Homeoffice nicht weniger diszipliniert und leistungsfähig. Viele von ihnen danken die Vorzüge des heimischen Umfelds sogar mit hoher Motivation. Moderne Kommunikationstechnologie, schnelles Internet und Cloud-Computing stehen dabei stationären Servern in Bürogebäuden in nichts nach.
Dass das klassische Büro damit endgültig ausgesorgt hat, ist dagegen eher unwahrscheinlich. Deutlich wahrscheinlicher ist, dass gerade junge oder in Zukunft neu gegründete Unternehmen der Empfehlung folgen werden, wie sie sich aus den zitierten Worten der Studie des Fraunhofer-Instituts ergibt. Die Zukunft des Arbeitsalltags ist danach hybrid. Das Homeoffice wird nach aller Voraussicht weiter einen festen Platz im Arbeitsalltag haben. Das klassische Büro wird es jedoch, zumindest in den meisten Branchen und Unternehmen, nicht vollständig ersetzen können. Das bedeutet jedoch nicht, dass Büros in der Zukunft einfach so bleiben werden, wie sie sind und nur durch die Arbeit im Homeoffice ergänzt werden.
Kostenfaktor klassisches Arbeiten
Die klassische Büroarchitektur ist auf klassische Arbeitsmodelle ausgerichtet. Ein-Raum-Büros mit Schreibtischarbeitsplätzen für eine Person oder kleinere Arbeitsgruppen reihen sich an Fluren aneinander und werden durch Funktionsräume ergänzt. Jedes Büro ist einer Abteilung zugeordnet und jeder Schreibtisch einem einzelnen Mitarbeiter. Dieses System kollidiert elementar mit den Prinzipien der Arbeit im Homeoffice. Entscheiden sich Unternehmen für Mischmodelle, in denen Mitarbeiter zum Beispiel mehrere Tage in der Woche oder im Monat von zu Hause arbeiten, steht in dieser Zeit ihr angestammter Schreibtisch und gegebenenfalls das gesamte Büro leer. Die hierdurch entstehenden Kosten sind für Unternehmen auf Dauer kaum zu rechtfertigen.
Setzt man als Mindestmaß die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) an, belegt jeder Arbeitsplatz acht Quadratmeter (2). In der Praxis zeigen Untersuchungen, dass Unternehmen sogar deutlich großzügiger sind und jedem Angestellten im Durchschnitt 30 m² Brutto-Bürofläche zur Verfügung stellen (3). Bürofläche, die durch Miete, Infrastruktur und Unterhalt dauerhaft Kosten erzeugt, ob genutzt oder ungenutzt.
Wachsender Kostendruck wird Unternehmen in Zukunft zusätzlich motivieren, die Umsetzung neuer Arbeitsmodelle auch mit Veränderungen ihrer Bürogebäude zu verbinden.