Der Bedarf an Wohnraum, insbesondere in Ballungsräumen, steigt seit Jahren kontinuierlich. Mit ihm wächst auch der Bedarf an funktionalen Gebäuden, wie Schulen, Kitas oder Büro- und Verwaltungsgebäuden. Der Schwerpunkt des daraus resultierenden Baubooms konzentriert sich bisher noch auf konventionelles Bauen. „Stein auf Stein“ gilt gerade in Deutschland noch als die beliebteste und verlässlichste Bauform. Dabei werden Negativfaktoren leicht übersehen. Das deutsche Baugewerbe produziert pro Jahr rund 4 Mio. Tonnen CO2. Damit liegt der Bausektor zwar weit hinter den Haupt-Emissionsquellen, wie der Energiewirtschaft, dennoch darf die Rolle von Industriezweigen, wie der Zementproduktion, nicht vernachlässigt werden.
Darüber hinaus beeindruckt der Bausektor vor allen Dingen durch seinen enormen Rohstoffbedarf. Mehr 500 Mio. Tonnen mineralischer Rohstoffe werden pro Jahr verbaut. Gleichzeitig fallen durch Rückbau vorhandener Gebäude hunderte Millionen Tonnen mineralischer Bauabfälle an. Diese werden zwar mit einer Quote zwischen 80 und 90 Prozent wiederverwertet, sind jedoch durch den Recyclingprozess meist nicht gleichwertig einsetzbar und landen zu großen Teilen zum Beispiel im Straßenbau und bilden so keinen geschlossenen Kreislauf im Bauwesen. Zusammengenommen gehen Experten davon aus, dass rund ein Viertel der weltweiten CO2-Emmision zu Lasten der Baubranche geht.
Alternative Materialien und bedarfsgerechte Planung
Vor dem Hintergrund des ambivalenten ökologischen Zeugnisses, das dem klassischen Bau ausgestellt wird, suchen die Branche und vor allen Dingen Bauherren nach Alternativen.
Grundsätzlich zeigen sich zwei Faktoren, die im Bau der Nachhaltigkeit Rechnung tragen: die Verwendung ökologischer, nachhaltiger Materialien, wie zum Beispiel Holz als nachwachsender Rohstoff sowie Bauweise und Einsatz von Technologien, die Energie sparen oder alternativen Energien, wie Solarstrom, Fotovoltaik oder Erdwärme, nutzen. Beide Varianten zeigen jedoch Einschränkungen. An erster Stelle stehen hier die Kosten, die erkennbar höher sind als beim konventionellen Bau. Kritiker heben dabei hervor, dass in vielen Fällen die Einsparungen in der Ökobilanz, zum Beispiel durch Einsparungen beim Heizen, dem Aufwand nicht gerecht werden.
Darüber hinaus zeigt sich bei konventionellen funktionalen Bauten die Herausforderung in der langfristig bedarfsorientierten Planung.
Schulen, Kitas und andere Bildungs- und Verwaltungseinrichtungen sowie Büros werden, meist unter Kostendruck, streng bedarfsgerecht geplant. Die zukünftige Entwicklung des Platzbedarfs lässt sich jedoch schwer prognostizieren. In der Folge ergibt sich entweder Platzmangel oder Leerstand. Faktoren, die im konventionellen Bau nur mit großem Aufwand auszugleichen sind und sich ebenfalls negativ auf die Ökobilanz eines Gebäudes auswirken können.
Zirkuläres Bauen – Nutzungszyklen statt Recycling
Das Recycling hat auch im konventionellen Hausbau Einzug gehalten. Recyclingbeton ist hier ein prominentes Beispiel. Aus Betonbruch gewonnenes Betongranulat oder Mischgranulat aus Beton- und Mauerwerksbruch werden in der Herstellung von Recyclingbeton eingesetzt, der auch im Hochbau genutzt werden kann. Um Qualitätseinbußen zu vermeiden, sind jedoch aufwendige Aufbereitungsverfahren erforderlich. Durch die Zugabe von Mehrzement und durch Transportwege, ist es nicht einfach, mit dem Endprodukt die Ökobilanz im Vergleich zu Primärbeton zu verbessern.
Einen anderen Weg geht das zirkuläre Bauen in Gestalt modularer Gebäude. Diese eignen sich vor allen Dingen für den nachhaltigen Bau von Bildungseinrichtungen, Verwaltungsgebäuden und Büros.