Raumqualität als pädagogischer Aspekt von Modulgebäuden in der Kindertagesbetreuung
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Laut Statistischem Bundesamt gab es in Deutschland 2020 57.600 Kindertagesstätten, in denen mit rund 3,7 Mio. Kindern etwa 92,5 % der Drei- bis Sechsjährigen und zumindest 35 % der unter Dreijährigen betreut werden. Durchschnittlich verbringt ein Kind dabei 38 Stunden pro Woche in der Kita, rund die Hälfte seiner durchschnittlichen Wachzeit. Entsprechend groß ist der Einfluss der Erziehung und Betreuung, neben den Bedingungen im heimischen Umfeld, auf die Entwicklung des Kindes.
Gleichzeitig ist die Betreuungslandschaft in Deutschland von anhaltendem Platzmangel geprägt. Für die unter Dreijährigen fehlten in 2020 laut Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) rund 342.000 öffentlich geförderte Betreuungsplätze – Tendenz seit Jahren steigend.
Für Eltern haben diese Zahlen sehr konkrete Auswirkungen. Gerade in Großstädten wird die Suche nach einem ortsnahen Betreuungsplatz zur sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen, die meist beginnt, lange bevor das Kind das Betreuungsalter erreicht. Der akute Platzmangel senkt bei vielen Eltern die Erwartungen und Anforderungen – besser ein schlechterer Platz, als gar kein Platz.
Wenn es um die Qualität einer Kinderbetreuung geht, haben Eltern meist die Qualität der Erzieher im Fokus. Gerade in Zeiten, in denen der Bedarf das Platzangebot übersteigt, sind sowohl Eltern als auch Verantwortliche eher bereit, Kompromisse hinsichtlich der Qualität der räumlichen Unterbringung zu akzeptieren.
Das diese Bereitschaft kurzsichtig ist und langfristig Folgen in der Bildungsqualität nach sich ziehen kann, zeigt die Forschung zum Einfluss von Raumqualität und Raumkomfort auf die frühkindliche Entwicklung. Verantwortliche sind deshalb gefordert, Wege zu finden, die akutem kurzfristig Platzmangel begegnen, ohne Abstriche in Raumqualität und Raumkomfort zu verlangen. Eine solche Lösung bieten modulare Kitagebäude, sowohl als Interimslösungen als auch als dauerhafte Alternative zum konventionellen Kita-Bau.
Erziehungsqualität = pädagogische Qualität + Raumqualität
Betrachtet man Kinderbetreuungseinrichtungen oder auch Schulen, hat sich in den letzten 100 Jahren wenig verändert. Auf Bildern von Kindergärten aus einem beliebigen Jahrzehnt des 20. Jahrhundert, fällt eher an der Kleidung der Kinder eine Veränderung auf, als an der grundlegenden Raumgestaltung.
Erst in den letzten Jahrzehnten wächst zunehmend die Erkenntnis, dass Grundlagen für die spätere Entwicklung eines Menschen bereits mit der Kinderbetreuung gelegt werden und nicht alleine pädagogische Methodik für die Qualität der Erziehung ausschlaggebend ist, sondern auch grundsätzliche Voraussetzungen wie die Raumqualität von Einrichtungen.
In der Praxis gibt es jedoch bis heute nicht einmal einheitliche Richtlinien hinsichtlich des erforderlichen Platzangebots. Jedes Bundesland und sogar einzelne Kommunen setzen hier eigene Richtwerte. Das Bundesfamilienministerium beschränkt sich auf eine Empfehlung, laut der jedem Kind im Innenbereich sechs Quadratmeter zur Verfügung stehen sollten. In der Praxis sind es im Schnitt zwischen 2,5 und 3 qm. Damit sind die klassischen Gruppenräume abgedeckt. Zusätzliche Räume für besondere Aktivitäten (Turnräume, Ateliers/“Labore“, Theaterräume etc.) fehlen in vielen Einrichtungen vollständig. Durch den wachsenden Belegungsdruck kommt es eher noch zu einer Reduzierung des Pro-Kopf-Platzangebots.
Der Raumqualität wird dabei, in nicht selten seit Jahrzehnten unverändert und ununterbrochen genutzten Gebäuden, oft wenig Beachtung geschenkt. Platz muss optimal genutzt werden, eine einfache und damit kostengünstige Reinigung muss möglich sein, Materialien sollten belastbar und haltbar sein, die Raumgestaltung sollte der Unfallverhütung dienen und nach Möglichkeit einer geringen Zahl an Pädagogen die Betreuung einer großen Zahl an Kindern ermöglichen.
Inzwischen sind sich Mediziner und Erziehungswissenschaftler einig, dass die Raumqualität schon bei Kleinkindern maßgeblich zum Wohlbefinden, zur Gesundheit und damit auch zur Entwicklung beiträgt.
Platzmangel und Zeitdruck als Innovationsbremsen
Die Schaffung zusätzlicher Betreuungsplätze ist unumgänglich. Auch in den nächsten Jahren wird der Bedarf an Kita-Plätzen weiter steigen. Alleine in einer einzelnen Großstadt wie Berlin geht die Senatsverwaltung von einem zusätzlichen Bedarf bis 2026 von rund 26.600 Plätzen aus. Der bundesweite Mehrbedarf kann letztlich nur mit zwei Maßnahmen gedeckt werden: dem Neubau und dem Ausbau vorhandener Einrichtungen. Neben dem enormen Kostendruck für die Kommunen und Länder, die zusammen 99,1 % der Kosten für Kitas tragen, stellt sich vor allen Dingen die Herausforderung des Zeitdrucks. Neubauten müssen geplant, genehmigt und gebaut werden. Wenn ein Projekt nicht schon an der Suche nach einem Bauunternehmen scheitert, dauert es im konventionellen Bau meist Jahre, bis eine Kindertagesstätte fertig und nutzbar ist. In wie weit unter diesen Bedingungen beim Bau wiederum Aspekte der Raumqualität und des Raumkomforts Berücksichtigung finden, ist zumindest fraglich.
„So wichtig diese finanziellen Mittel sind, so wichtig ist es, dass mit den dringend benötigten Investitionen ein zukunftsweisender Schulbau für eine zeitgemäße Pädagogik realisiert wird. Die jetzt gebauten und sanierten Schulen werden in den nächsten 50 bis 80 Jahren die Bildungslandschaft Deutschlands ganz wesentlich mitbestimmen“, betont deshalb auch die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft im Positionspapier „Pakt für einen zukunftsweisenden Schulbau“, herausgegeben gemeinsam mit dem Bund Deutscher Architekten und dem Verband Bildung und Erziehung.
Modulare Gebäude als Übergangs- und Alternativ-Lösungen
Sowohl als baubegleitende Interimslösungen als auch als temporäre oder dauerhafte Alternative zu konventionellen Bauten bieten Modulgebäude eine Lösung für akute Platzprobleme. Containeranlagen lassen sich innerhalb weniger Wochen errichten und bieten in moderner Konstruktionsweise mit bis zu dreistöckiger Gestaltung und umfassender Ausstattung einen gleichwertigen Ersatz oder eine hochwertige Ergänzung.
„Wir können gemeinsam mit Kommunen oder freien Trägern bundesweit mit unseren Kitamodulen in kürzester Zeit auch anspruchsvolle Projekte realisieren“, erklärt Frederik Illing, Geschäftsführer der Adapteo GmbH. „Als Standardkonzept bieten wir dabei drei Gebäudegrößen mit Platz für 20 bis 30, 40 bis 60 oder 80 bis 120 Kinder.“
Diese Standardlösungen basieren auf der langjährigen Erfahrung im Bau von Modulgebäuden zur Nutzung als Bildungs- und Betreuungseinrichtung. Darüber hinaus plant und realisiert Adapteo aber auch individuelle Gebäudegrößen für eine beliebige Zahl an Kindern.
Adapteo bietet Modulgebäude als Mietsystem Vario, für Standzeiten bis 24 Monate. Die kurze Mietdauer eignet sich vor allen Dingen als Interimslösung, bis zur Fertigstellung weiterer Bauvorhaben oder bei einer absehbaren Veränderung der Bedarfssituation. Im Mietsystem Hybrid können Träger mit Standzeiten von mehr als 24 Monaten kalkulieren. So kann sowohl ein mittelfristig erhöhter Platzbedarf gedeckt werden als auch die Miete als langfristige, wirtschaftlich attraktive Alternative zum Bauen genutzt werden.
Im Rahmen einer langfristigen Verwendung besteht zudem die Möglichkeit, vorhandene Module gezielt einer veränderten Nutzung zuzuführen. Durch die flexible Innengestaltung lassen sich die Module neuen Anforderungen leicht anpassen. So kann ein als Kita genutztes Modulgebäude, zum Beispiel nach Ende der Bauzeit eines konventionellen Gebäudes, leicht auf die Bedürfnisse einer Weiternutzung als Hort-Gebäude umgerüstet werden.
Keine Kompromisse bei Raumqualität und Raumkomfort
„Räume und deren materielle Ausstattung sind die Basis für das pädagogische Handeln. Eine anregende und ansprechende, möglichst barrierefreie Raumgestaltung sowie eine vielfältige, qualitativ hochwertige und den Kindern zugängliche Materialausstattung sind notwendige Voraussetzungen für gute Bildung und Betreuung“, heißt es im Communiqué „Frühe Bildung weiterentwickeln und finanziell sichern“, der Jugend- und Familienministerkonferenz der Länder.
Unabhängig von ihrer individuellen Standzeit sind Modulgebäude von Adapteo kein Kompromiss und keine Notlösung, sondern vollwertige Ergänzungen oder Alternativen. Dies gilt nicht alleine funktional, sondern auch und vor allen Dingen im Hinblick auf Raumqualität und Raumkomfort.
Die enorme Zeitersparnis und auch Kostenaspekte erlauben in der Planungsphase eine ausführliche Auseinandersetzung mit Aspekten des pädagogischen Konzeptes und der Bedeutung der Raumgestaltung für die Qualität der Elementarpädagogik. Dabei erfüllen die einzelnen Module nicht nur zeitgemäße Voraussetzungen im Hinblick auf Energieeffizienz und Nachhaltigkeit, auch die standardmäßige Innenausstattung ist auf die Bedürfnisse moderner Pädagogik ausgerichtet.
Bei einer lichten Raumhöhe von 2,75 m erlaubt die Modulbauweise eine flexible Raumgestaltung in Größe und Formgebung. Grundrisse können dank Paneelbauweise von Wand-, Tür- und Fensterelementen den individuellen Anforderungen leicht angepasst werden.
Zum Raumklima tragen nachhallreduzierende Materialien und Akustikdecken ebenso bei, wie Böden aus Kautschuk, PVC, Teppich oder Linoleum. Durch Auswahl und Kombination der verschiedenen Materialien können individuell Räume für unterschiedliche pädagogische Zielsetzungen gestaltet werden.
Mit großen Fensterflächen setzen die Module auf natürliche Tageslichtbeleuchtung der Räume, bieten jedoch gleichzeitig mit außenliegenden Alu-Sonnenschutzrollos die Möglichkeit zur gezielten Verdunklung. Die künstliche Beleuchtung nutzt LED-Leuchten mit Human Centric Lighting (HCL). Diese Technologie ermöglicht eine raumweise, tageszeitabhängige Programmierung der Farbtemperatur.
„Mit der Kombination aus flexibler Raumgestaltung, Akustikelementen, hochwertigen Materialien und moderner Beleuchtungstechnologie schaffen wir die Grundvoraussetzungen in der Raumqualität, mit denen Träger gezielt ihre pädagogischen Konzepte umsetzen und unterstützen können“, beschreibt Frederik Illing seine Erfahrungen aus zahlreichen Kita-Projekten. „Damit vereinen wir flexiblen funktionalen Nutzwert, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit mit den hohen Ansprüchen zeitgemäßer Kinderbetreuung.“
https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Soziales/Kindertagesbetreuung/_inhalt.html
https://www.tagesschau.de/inland/kitaplaetze-109.html
Bensel, J., Haug-Schnabel, G., unter Mitarbeit von Maier, M., Weber, S. (2012) 16 Länder – 16 Raumvorgaben: Föderalismus als Chance oder Risiko?, S. 31-43. In: Haug-Schnabel, G., Wehrmann, I. (Hrsg.) Raum braucht das Kind. Anregende Lebenswelten für Krippe und Kindergarten. Verlag das netz, Weimar/Berlin
Positionspapier von Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft, Bund Deutscher Architekten und Verband Bildung und Erziehung – 04/18
Communiqué „Frühe Bildung weiterentwickeln und finanziell sicher“, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend; Jugend- und Familienministerkonferenz 2016